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  • AutorenbildDr. Stefan Adams

Covid19 - "Schwarzer Schwan" für Unternehmenswerte?

erschienen: AssCompact, August 2020


Die Corona-Pandemie wirkt in vielen Bereichen als „schwarzer Schwan". Mit Blick auf den KaufNerkaufvon Maklerunternehmen lässt sich sagen, dass Corona die Kaufpreise bewegt - allerdings in beide Richtungen. So gibt es hinsichtlich der Unternehmenswerte Gewinner und Verlierer unter den Maklerbetrieben.


Corona-Krise hat für viele Versicherungsmakler die Frage aufgeworfen, mit welchen mittelbaren oder auch unmittelbaren Pandemie- Folgen sie in Bezug auf die Werthaltigkeit ihres Unternehmens rechnen müssen. Dazu lässt sich zunächst festhalten: Es gibt andere - mittel- und langfristig sogar deutlich relevantere Einflussfaktoren auf den Wert eines Maklerunternehmens als den „schwarzen Schwan" Corona. Dazu zählen - wenig überraschend - die Digitalisie­rung und der demografische Wandel.

 

Im Zusammenhang mit Corona verspürt man am Markt je­doch erratische Entwicklungen, die die Kaufpreise für Mak­lerunternehmen auffällig in beide Richtungen bewegen. Auch wenn im Jahr 2020 die Prämien und die Courtagen zum heu­tigen Zeitpunkt größtenteils schon bezahlt sind, bedeutet dies allerdings häufig, bezogen auf den Unternehmenswert, nur die Ruhe vor dem Sturm.

 

In aktuellen Verhandlungsgesprächen zu Käufen wird heute schon verstärkt differenziert zwischen Beständen bzw. Unter­nehmen mit absehbaren coronabedingten Gewinnerosionen und Unternehmen mit stabilem nachhaltigen Wachstum und Gewinn. Verhandlungsrunden mit veräußerungswilligen Un­ternehmen, die mit Gewinneinbrüchen rechnen müssen, füh­ren dabei zu hohen Earn-out-Anteilen in den Kaufverträgen, bei denen die Veräußerer das Risiko des Umsatzrückgangs tragen. Eine Earn-out-Klausel bedeutet, dass ein Anteil des Kaufpreises erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgsab­ hängig bezahlt wird.

 

Lassen sich Verlierer identifizieren?

Zur Gruppe der negativ betroffenen Makler gehören insbesondere Betriebe mit Fokus auf dem Gastronomie- und Hotelgewerbe sowie auf der Luftfahrt­ und der Touristikbranche. Die Progno­sen sagen für diese Branchen neben den markanten derzeitigen Einbußen dauerhaft weniger Betriebe, Mitarbei­ter und Umsätze voraus. Die Folge ist ein signifikanter Bewertungsabrieb für Maklerunternehmen, die in diesen Segmenten tätig sind. Auch langjährig am Markt tätige und grundsätzlich optimistisch eingestellte Erwerber von Maklerbetrieben reduzieren ihre Kauf­preisangebote, da wohl eine nicht geringe Anzahl an Betrieben ihre Um­sätze langfristig nicht auf das Vorkri­senniveau werden heben können.


Mit vergleichbar negativen Auswirkungen auf die Unternehmenswerte werden Mak­ler mit Fokus auf dem Schausteilergewer­be und auf dem Eventmanagement leben müssen. Die Umsätze dieser Branchen sind in den letzten Monaten auf nahezu „null" gesunken. Ein Impfstoff könnte für diese Bereiche wie ein Befreiungsschlag wirken, aber auch hier gilt: Kurz- bis mit­ telfristig werden die gewohnten Umsätze kaum wieder zu erreichen sein.

 

In diesem Zusammenhang müssen selbstverständlich auch die mit der Automobilindustrie und deren Zuliefe­rern befassten Maklerunternehmen erwähnt werden. Neben der coronabe­dingten weltweiten Kaufzurückhaltung kämpft die Branche mit der Einführung von Elektrofahrzeugen, mit politisch bedingten Unwägbarkeiten wie Ein­fuhrzöllen oder Handelsbegrenzungen sowie mit einer generellen Entglobali­sierungstendenz. Die eingeleitete Ent­wicklung weg vom Verbrennungsmotor hin zum Hybrid- oder E-Motor be­ schleunigt sich durch cotonabedingte Politikentscheidungen. Die im Mai beschlossene staatliche Subvention von E-Motor-getriebenen Fahrzeugen und der gleichzeitige Ausschluss hocheffi­zienter Verbrennungsmotoren von der Subvention bewirkt eine zusätzliche Beschleunigung der Talfahrt in der Auto­ mobilbranche. BeiEintreffen der Exper­ tenmeinung, dass beim E-Motor gegen­ über dem Verbrennungsmotor 50 bis 70% der Motorbauteile wegfallen, lässt sich ausrechnen, was das für Zulieferer bedeuten mag. Die wichtigste deutsche Schrittmacherindustrie gerät ins Wan­ken. Einige Auguren vergleichen die Entwicklung bereits mit der der Mon­tanindustrie des 20. Jahrhunderts.

Was bedeutet das für die Maklerbetrie­be? Wenn die Gewerbekunden geringere Umsätze haben und weniger Mitarbeiter beschäftigen, bedeutet dies natürlich auch geringere Prämien und Courtagen für den Versicherungsmakler. Der Effekt auf die Betriebe und den Unternehmens­wert ist eindeutig. So lässt sich in derzei­tigen Verhandlungen zwischen Käufern und Verkäufern feststellen, dass bereits heute, nur wenige Monate nach dem Pandemie-Ausbruch, potenzielle Erwer­ ber genauer als je zuvor die Kunden­struktur des zum Erwerb stehenden Maklerbetriebs untersuchen, das Risiko des Bestandsabriebs bewerten und dieses über die oben erwähnten Earn-out-Zah­lungen auf den Veräußerer abwälzen. Für M&A-Experten wie Dr. Adams bedeutet dies, dass die von ihnen begleiteten Due­ Diligence-Prozesse immer aufwendiger und tiefergehend werden.


Zielgruppen und die corona­ bedingten Auswirkungen

auf Unternehmenswerte

Höhere Unternehmenswerte erzielen aktuell Maklerunternehmen mit Schwerpunkt auf folgenden Segmen­ten und Branchen:

■    Cyber und D&O

•          Bau und Gebäude

•          Kredit

•          Medizintechnik

•          Onlinehandel

•          Pflege und Pharma

•          Software und Sicherheitstechnik

 

Niedrigere Unternehmenswerte er­zielen aktuell Maklerunternehmen mit Schwerpunkt auf folgenden Seg­menten und Branchen:

•         Gastronomie und Hotellerie

•         Luftfahrt und Touristik

•         Eventmanagement

•         Schaustellergewerbe

■    Automobilbranche

■    Automobilzulieferer

 


Welche Gewinner sind erkennbar?

Jede Krise hat auch Gewinner. Das sind beispielsweise Maklerunternehmen, die schwerpunktmäßig in den Versiche­rungssegmenten Cyber, D&O, Bau, Ge­bäude, Kredit, Medizintechnik, Online­ handel, Pflege, Pharma, Software oder Sicherheitstechnik unterwegs sind. Diese Branchen beinhalten für die Versiche­ rungsmakler trotz - und häufig auch we­gen Corona - steigende Erträge und Ge­winne. Strategische Käufer erwerben diese Maklerunternehmen zu Kaufprei­sen, die bis vor einigen Jahren noch nicht denkbar waren oder - deutlicher ausge­drückt -weit über dem damaligen Markt liegen.  Die  Preise  werden  deshalb bezahlt, weil sie Käufern attraktive Amortisationszeiten bei hoher Investitionssicherheit versprechen.


Fazit

Covid-19 beschleunigt die Entwicklung von Unternehmens­werten signifikant in beide Richtungen und produziert somit Gewinner und Verlierer. Der Abrieb bei Maklerunterneh­menswerten kann je nach Zielgruppe bei 50% im Vergleich zu den Vorjahren liegen. Auf der Gewinnerseite wiederum wer­den aber zum Teil noch höhere Aufschläge als 50% gegenüber den Vorjahren erzielt. Die Zukunftsfähigkeit der betreuten Branchen und das nachhaltige Gewinnwachstum des jeweili­gen Maklerunternehmens sind die Treiber dieser Bewertungs­aufschläge. Dem „schwarzen Corona-Schwan" lassen sich somit je nach Blickwinkel auch positive Seiten abgewinnen.




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