top of page

Versicherungsmakler verkaufen: Macht eine Ratenzahlung über 10 Jahre Sinn?

  • Autorenbild: Dr. Stefan Adams
    Dr. Stefan Adams
  • 1. Feb. 2016
  • 2 Min. Lesezeit

erschienen: AssCompact, Februar 2016 - VM Ausgabe 3 -2016


Versicherungsmakler Christian, (Name v. d. Redaktion geändert) 60 J.,  hat sich nach mehreren  Verhandlungsrunden mit einem potentiellen Käufer auf einen attraktiven Kaufpreis für seine Versicherungsmakler - GmbH   geeinigt. Im Verlauf der Kaufvertragsgenerierung bietet der Käufer die Bezahlung mit einem leichten Aufschlag über 10 Jahre an.

Herr Christian ist nun unsicher ob er sein Unternehmen an diesen Käufer veräußern soll oder einem anderen Käufer den Vorzug geben soll.


Diese von Käufern gerne angebotene Variante hat aus Erwerbersicht große Vorteile, da das Unternehmen - sofern es einen adäquaten Gewinn generiert - sich sozusagen aus sich selbst heraus bezahlt. Ein signifikanter  Eigenkapitaleinsatz oder einer Bankfinanzierung  

wird somit vom Käufer nicht benötigt. 


Aus Verkäufersicht sind aber zahlreiche Nachteile zu berücksichtigen. Der Verkauf von GmbH - Anteilen aus dem Privatvermögen heraus wird nach dem Teileinkünfteverfahren besteuert. Im Rahmen dieser Besteuerung (ca. 29% auf den Gesamtkaufpreis) ist es für die Finanzbehörden irrelevant, wann der Kaufpreis oder Teile davon fließen. Im vorliegenden Fall hat Hr. Christian den Kaufpreis sofort vollständig zu versteuern und erhält rechnerisch erst mit der 4. Jahresrate bzw. Kaufpreisrate  erstmalig einen Betrag zu seiner freien Verfügung. Die Geschäftsführung und die Gesellschafterstellung hat er dann aber schon seit mehreren Jahren abgegeben.


In der Praxis planen die meisten Verkäufer mit dem Verkaufserlös ihren Lebensabend und beabsichtigen den Löwenanteil des Kaufpreises mit dem wirtschaftlichen Übergang des Unternehmens zu vereinnahmen.


Der oben angesprochenen 10 - jährige Zahlungsmodus bedeutet aus Sicht des Verkäufers auch, dass ohne Fixierung des Kaufpreises unterlegt mit einer  Bankbürgschaft oder vergleichbaren Sicherheiten, er über den gesamten Zeitraum vom wirtschaftlichen Ergebnis und dem Erfolg seines Nachfolgers abhängig ist.


Dieses Risiko wollen heute nach unserer Erfahrung die wenigsten Verkäufer eingehen.

Der Sinn der Veräußerung liegt für den überwiegenden Teil der Verkäufer gerade in der Abgabe des unternehmerischen Risikos, so dass sich das vorgeschlagene Zahlungsmodell kontraproduktiv für den Großteil der Verkäufer auswirkt. 

 

FAZIT:   Der Verkauf eines Maklerunternehmens mit einem langfristigen Zahlungsmodus ist einerseits aus steuerlicher Sicht suboptimal und beinhaltet darüberhinaus Risiken, die ein Veräußerer nicht tragen sollte, da er nach dem Verkauf  i. d. R. keinen Einfluss mehr auf die Geschäftspolitik ausüben kann. 

Im vorliegenden Fall müssen wir  Hr. Christian abraten diese Risiken einzugehen. Die Selektion eines bonitätsstärkeren Erwerbers, der mit 2 oder 3 Tranchen zügig den Kaufpreis bedient, ist hier der einfachere und risikoärmere Weg das Lebenswerk zu versilbern und lässt Herrn Christian wesentlich ruhiger schlafen.  

 
 
bottom of page