Covid 19 – „Schwarzer Schwan“ für Unternehmenswerte ?
- Dr. Stefan Adams

 - 30. Juni 2020
 - 3 Min. Lesezeit
 
Corona bewegt die Kaufpreise in beide Richtungen und produziert Gewinner und Verlierer
Die Corona Krise hat für viele Makler die Frage aufgeworfen, mit welchem mittelbaren und /oder unmittelbaren Einfluss auf die Werthaltigkeit Ihres Unternehmens, sie rechnen müssen.
Vorab lässt sich festhalten: Es gibt auch andere, mittel- und langfristig sogar deutlich relevantere Einflussfaktoren auf den Wert von Maklerunternehmen, als der „schwarze Schwan“ Corona
dies darstellt. Insbesondere wäre hier die Digitalisierung und der demographische Wandel zu nennen.
Im Zusammenhang mit Corona vermerken wir am Markt jedoch erratische Entwicklungen, die die Kaufpreise in beide Richtungen auffällig bewegen, wenn auch im Jahr 2020 die Prämien und die Courtagen zum heutigen Zeitpunkt größtenteils schon bezahlt sind. Häufig bedeutet dies allerdings, bezogen auf den Unternehmenswert, nur die Ruhe vor dem Sturm.
In unseren aktuellen Verhandlungsgesprächen wird aber bereits heute verstärkt differenziert zwischen einerseits Beständen bzw. den Unternehmen mit coronabedingt absehbar erodierendem Gewinn und andererseits Unternehmen mit weiter stabilem nachhaltigem Wachstum und Gewinn.
Erstere Verhandlungsrunden führen zu hohen Earn Out Anteilen in den Kaufverträgen, bei denen die Veräußerer das Risiko des Umsatzrückgangs tragen.
Lassen sich Verlierer identifizieren ?
Zur Gruppe der in diesem Sinne negativ betroffenen Makler gehören insbesondere Makler-unternehmen mit einem Fokus auf dem Gastronomie & Hotelgewerbe und auf die Luftfahrt & Touristikbranche. Die vorliegenden Prognosen für diese Branchen prophezeien, neben den markanten aktuellen Einbußen, dauerhaft weniger Betriebe, Mitarbeiter und Umsätze. Die Folge ist ein signifikanter Abrieb bei der Bewertung von in diesem Segment tätigen Maklerunternehmen. Auch langjährig am Markt tätige optimistisch eingestellte Erwerber reduzieren ihre Kaufpreisangebote, da auch für 2021 erwartete Impfstoffe die Anzahl der Betriebe und der Umsätze wohl für lange Zeit nicht mehr auf das Vorkrisenniveau heben können.
Mit vergleichbar negativen Auswirkungen auf die Unternehmenswerte werden Maklerunternehmen mit dem Fokus auf das Schaustellergewerbe und auf das Eventmanagement leben müssen.
Die Umsätze dieser Branchen sind in den letzten Monaten auf nahezu „null“ gesunken. Auch hier könnte ein Impfstoff wie ein Befreiungsschlag wirken, der aber kurz- bis mittelfristig die gewohnten
Umsätze kaum zurück bringt.
In diesem Zusammenhang müssen selbstverständlich auch die mit der Automobilindustrie und deren Zulieferern beschäftigten Maklerunternehmen erwähnt werden. Neben der coronabedingten
weltweiten Kaufzurückhaltung kämpft die Branche mit der Einführung der Elektrofahrzeuge und den politisch bedingten Unwägbarkeiten wie Einfuhrzölle, Handelsbegrenzungen und eine rasch um
sich greifende Deglobalisierungstendenz. Die eingeleitete Entwicklung, weg vom Verbrennungs-motor und hin zum Hybrid -oder E-Motor beschleunigt sich durch coronabedingte politische Entscheidungen. Die im Mai beschlossene deutliche staatliche Subvention von E-motorgetriebenen Fahrzeugen und der gleichzeitige Ausschluss hocheffizienter Verbrennungsmotoren von der Subvention, bewirkt eine zusätzliche Beschleunigung des Niedergangs. Bei in Abhängigkeit von der jeweiligen Expertenmeinung überflüssigen Motorbauteilen beim E-Motor zwischen 50 – 70 % gegenüber Verbrennungsmotoren lässt sich die Entwicklung in der heute noch wichtigsten deutschen Schrittmacherindustrie unschwer antizipieren. Einige Auguren vergleichen die Entwicklung bereits mit der der Montanindustrie des 20. Jahrhunderts.
Selbstverständlich ziehen in der Folge geringere Umsätze und Mitarbeiterzahlen auch geringere Prämien und Courtagen bei Versicherungsmaklern nach sich. Der Effekt auf die Maklerunterneh-menswerte ist eindeutig.
Unsere Wahrnehmung aus den aktuellsten Verhandlungsrunden ist, dass bereits heute, nur wenige Monate nach dem Pandemie-Ausbruch, potentielle Erwerber von Maklerunternehmen, genauer den je zuvor, die Kundenstruktur des Zielunternehmens untersuchen und das Risiko des Bestandsabriebs bewerten und über die oben erwähnten Earn Out Zahlungen auf den Veräußerer abwälzen. Die von uns begleiteten Due Diligence Prozesse werden somit immer tiefgehender und aufwendiger.
Welche Gewinner sind erkennbar ?
Jede Krise hat auch Gewinner. Diese sehen wir täglich in der Bewertung und Transaktion mit Makler-unternehmen die beispielsweise in den Versicherungssegmenten Cyber, D & O, Bau, Gebäude, Kredit, Medizintechnik, Onlinehandel, Pflege, Pharma, Software oder Sicherheitstechnik im Schwerpunkt unterwegs sind. Die zukunftsträchtigen Branchen beinhalten für diese Versicherungs-makler trotz und häufig auch wegen Corona steigende Erträge und Gewinne. Unsere strategischen Käufer erwerben diese Maklerunternehmen zu Kaufpreisen die bis vor einigen Jahren noch nicht denkbar waren oder - deutlicher ausgedrückt - weit über dem damaligen Markt liegen, heute aber basierend auf der absehbaren Entwicklung attraktive Amortisationszeiten bei hoher Investitions-sicherheit versprechen.
Fazit: Covid 19 beschleunigt die Unternehmenswerte signifikant in beide Richtungen und produziert somit Gewinner und Verlierer. Der Abrieb der Maklerunternehmenswerte gegenüber den Vorjahren liegt für die betroffenen Branchen teilweise bei 50%. Auf der Gewinnerseite werden betriebswirtschaftlich seriös nachvollziehbar aktuell aber z. T. noch höhere Aufschläge als 50% gegenüber den Vorjahren erzielt. Die Zukunftsfähigkeit der versicherten Branchen und nachhaltiges Gewinnwachstum der Maklerunternehmen sind die Treiber dieser Bewertungsaufschläge.
Dem „schwarzen Corona-Schwan“ lassen sich somit je nach Blickwinkel auch positive Seiten abgewinnen.
Dr. Stefan G. Adams, 60, ist geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Adams & Associates GmbH & Co KG, die seit fast 20 Jahren auf Nachfolgeregelungen für Maklerunternehmen spezialisiert ist. Dr. Adams ist promovierter Volkswirt und war zuvor Vorstand bei der Alte Leipziger/ Hallesche Versicherungsgruppe sowie bei der ERGO/ Hamburg-Mannheimer Vers. AG. Das Unternehmen hat mehr als 400 Transaktionen vermittelt und vollumfänglich begleitet und erstellt qualifizierte Bewertungsgut achten nach betriebswirtschaftlich anerkannter Methodik. Website: www.dradams.de



